Wie durch ein Wunder überlebt die Klavierstudentin Laura bei einem Ausflug ins Berliner Umland einen schweren Autounfall. Körperlich unversehrt, aber innerlich aus der Bahn geworfen, kommt sie im Haus von Betty unter, die den Unfall beobachtet hat. Vom ersten Moment an verbindet die beiden Frauen eine tiefe Zuneigung. Laura genießt die mütterliche Fürsorge Bettys, die Arbeit im Garten, die Besuche in der Werkstatt von Bettys Ehemann Richard und ihrem Sohn Max, die gemeinsamen Essen.
Es beginnt eine fast unbeschwerte, glückliche Zeit des Zusammenseins, ein Spätsommertraum, dem sich Laura und die Familie nur zu gerne überlassen. Aber da ist etwas, das nicht stimmt, ein tiefer, dunkler Schmerz, der alle vier verbindet und doch unausgesprochen bleibt. Laura spürt, dass sie aus diesem Traum erwachen müssen, um wieder leben und lieben zu können.
Christian Petzold sagt es so: „Es gibt in einem Brief Kleists seine Schilderung einer verzweifelten und schlaflosen Nacht. Er ist hinausgelaufen, aus der Stadt, in der Nacht. Als er das Stadttor passiert und unter dem Torbogen steht, blickt er auf. Mustert den Torbogen. Und erkennt, dass, weil alle Steine fallen wollen und sich im Fallen verkanten, sie den Bogen bilden, unter dem man sicher ist. Vielleicht sind viele Geschichten, die des Kinos, der Literatur, wie solche Bögen, Hohlräume im Unglück. Diese Geschichte hier ist solch ein Torbogen. Eine junge Frau, die nicht mehr weiter weiß. Eine Familie, die am Ende ist und die man mit dem wunderschönen Romananfang von Tolstois „Anna Karenina“ beschreiben könnte: Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich. Beide, die Familie und die junge Frau, sind am Ende, sind am Fallen. Aber sie stützen sich, bilden einen Bo- gen. Unter dem sie beginnen, wieder zu leben.“
Das Klavierstück „Miroirs No.3“ von Maurice Ravel, das – zusammen mit dem Prélude Op. 28 No.4 von Frédéric Chopin – im Film erklingt, hat den Titel „Eine Barke auf dem Ozean“. Die Pianistin Adriana von Franqué hat es eingespielt und mit Paula Beer Klavierspielen geübt.
Hamburger Premiere
Am Mittwoch, 17. September um 19.15 Uhr ist Premiere mit Christian Petzold und Hauptdarstellerin Barbara Auer. Sie spielt die Mutter der Famillie. Den erwachsenen Sohn Max spielt Enno Trebs, der ebenfalls kommt.
Drehbuch, Regie Christian Petzold
Kamera Hans Fromm
Schnitt Bettina Böhler
Klavier Adriana von Franqué
Besetzung Paula Beer, Barbara Auer, Matthias Brandt, Enno Trebs
DE 2025, 86 Min., dtF, ab 12